Neues von Tiemanns Bauernhof

Die Überschrift hört sich ein bisschen nach Bullerbü an, hat aber wenig mit den letzten Monaten auf unserem Hof gemeinsam. Für Sommerkleidchen (die mir eh nicht übermäßig gut stehen ;-D ) und kurze Hosen war es in den letzten Wochen meistens zu frisch und auch die Zeit war ständig knapp.

Viele verschiedene Aufgaben haben uns auf Trapp gehalten: Wiesen für die Rinder vorbereiten um dann das Ausstallen nach einem Eklat zu verschieben, ein Fuchs im Hühnerstall, der unseren Bestand deutlich dezimiert hat und natürlich der allgegenwärtige Borkenkäfer. Dazu kommt noch die vergrößerte Fläche "Blumen- und Gemüse zum Selberernten" und unsere Bienen brauchen auch ein gewisses Maß an Zuwendung. Ich zähle jetzt mal nicht alles im Detail auf, es ist schon kurz vor 17.00 Uhr und ich möchte vor Mitternacht ins Bett. Ich berichte mal der Reihe nach...

Im März standen erstmal unsere Jüngsten im Vordergrund: Zwanzig Kälber auf der Diele und gaanz viel Saatgut im Gewächshaus wollten gepflegt und versorgt werden. Beides hat gut geklappt und mittlerweile sind unsere kleinen Fleckis schon von der Milch abgewöhnt und das übervolle Gewächshaus im Garten leert sich beständig.

Ende März startete mit der Obstbaumblüte die Frühtrachtsaison bei den Bienen Nahtlos ging es zum Raps über. Je nach Wetterlage (Bienen sind Frostköddels) haben wir nach Möglichkeit alle sieben bis neun Tage unseren Völkern einen Besuch abgestattet und die Bienenstände kontrolliert. Wozu das Ganze? Erstmal ist es wichtig, dass jedes Volk eine eigene Königin hat. Dann gucken wir nach, ob Mutti auch fleißig stiftet, also Eier legt, um das Volk auf Sommerstärke zu bringen. Die Winterbienen werden so langsam durch frische Bienen ersetzt. Nach 36 Tagen sterben die neuen Arbeiterinnen dann auch. Wenn ich solange ohne Schlaf auskommen sollte - Heimatland, mein Vater! Hier würde die imaginäre Heide wackeln! Irgendwann wird es den Bienen in ihrer Beute zu eng und es werden im Volk neue Königinnen herangezogen. Normalerweise schwärmt die alte Königin gemeinsam mit den Flugbienen ab und verschwindet häufig auf Nimmerwiedersehen. Die Honigbienen können in freier Wildbahn nicht oder nur kaum überleben, spätestens die Varroamilbe würde das Volk auf Dauer zerstören. Also beobachten wir unsere Bienen genau und geben ihnen entweder im Frühjahr mehr Platz zum Bauen oder teilen die Völker zum Beispiel durch Ablegerbildung, um den Schwarmtrieb zu bremsen. Christi Himmelfahrt haben wir in diesem Jahr angefangen, den Frühtrachthonig zu schleudern. Da wir immer noch keinen Schleuderraum haben, räumen wir dazu die Küche aus. Immer wieder schön! Gardinen abnehmen, Deko und Blumen raus,... herrlich. Soviel zu den Bienen.

 

Im April sollten eigentlich unsere Rinder wieder in die Wiesen um den Hof. Also Zäune vorbereiten und dann los. Eines unserer Rinder wollte nicht in der besagten Weide bleiben und ist gemeinsam mit einem anderen Flecki durch den Zaun gesprungen. Ein Schockmoment für uns alle. Ein Tier konnten wir schnell wieder einfangen, das andere absolvierte einen stundenlangen Sprint durch die Gemeinde. Mehrere Kilometer entfernt konnten wir das Rind wieder sichern, indem wir es betäubten. Allein der Gedanke, dass das Tier vor ein Auto hätte laufen können - da hört jeder Spaß auf! Da unser Flecki anschließend nicht mehr aufstehen konnte, riefen wir umgehend den Tierarzt zur Hilfe. Vermutlich ein Schock, das Rind brauchte viel Pflege und Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. Vier Tage später holten wir das Tier wieder zurück zum Hof und taten, was möglich war. Leider mussten wir unser Flecki nach gut drei Wochen einschläfern lassen. Ein Hinterfuß war schwerer verletzt wie anfangs gedacht und ein großes Rind nach langer Liegezeit zu mobilisieren ist fast, aufgrund des Eigengewichtes, unmöglich.  

Auch für uns war das ein sehr einschneidendes Erlebnis. Aktuell bereiten wir die Weiden ein zweites mal auf den Austrieb vor. Um die Zäune sichtbarer für die Tiere zu machen, nageln wir Schwartenbretter an die Holzpfähle. Diese Bretter fallen beim Schneiden von Balken und Bohlen ab. Das mobile Sägewerk kommt in absehbarer Zeit zu uns auf den Hof. Also nicht wundern, wenn ihr immer noch keine Tiere bei uns am Hof seht. Zuerst müssen die Wiesen sicher gestaltet werden. Nochmal braucht keiner von uns so einen Tag.

 

 

Das mobile Sägewerk ist ein gutes Stichwort. Nach wie vor verbreitet sich der Borkenkäfer mit rasender Geschwindigkeit in den Wäldern. Das heißt für uns und viele andere Waldbesitzer zusätzliche Arbeit, denn Käferholz muss zeitnah gefällt und aufgearbeitet werden. Außerdem ist Fichtenholz im Augenblick annährend wertlos, da der Markt überschwemmt ist. Mal sehen, ob sich durch die verschiedenen vorsorglichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Käfers  ein Erfolg einstellt. Das beste Mittel ist Niederschlag und kühlere Temperaturen. und ich rede nicht von leichtem Sommerregen während der Nacht. Da gebraucht es einiges mehr!

Regen gebraucht auch unser Feld zum Selberernten. Mittlerweile bauen wir auf 2000qm Gemüse, Kartoffeln, Kürbis und Blumen an. Die wenigsten Arbeitsschritte werden maschinell erledigt. Sähen, pflanzen, Unkraut jäten und vieles weitere wird per Hand erledigt. In unserem Gartengewächshaus ziehe ich fast alle benötigten Pflanzen selber vor. Der Aufwand ist schon sehr hoch. Inklusive Tomatenhausbau sind bis jetzt rundweg  200 Arbeitsstunden in der Fläche "verschwunden".

Kurz nach Ostern hatten wir sehr unerwünschten Besuch im Hühnerstall. Tagsüber. Ein Fuchs hatte Hunger. Soweit alles in Ordnung. Bei einem Huhn hätte ich noch vollstes Verständnis gehabt. Aber der Fuchs hat innerhalb weniger Augenblicke 23 (!) Hühner getötet. Und wer jetzt denkt, unsere Hennen sind nicht eingezäunt, den muss ich enttäuschen: Ein Wildzaun sollte unsere Hennen und Gustav schützen. Der Fuchs ist über den Zaun gesprungen. Unseren Hahn Gustav mussten wir in Folge dieses Angriffes einige Tage später erlösen, er war körperlich und seelisch in einer miserablen Verfassung.  

Ich denke, allein diese kurzen Eindrücke zeigen recht gut, dass Zeit im Augenblick am meisten bei uns fehlt. Zu den ganzen "Specials" reihen sich ja auch noch alle anderen Tätigkeiten auf dem Hof an. Füttern, streuen, abmisten, Futterbeschaffung, Feldarbeit und viele weitere Dinge gehören zum Alltag. Nebenbei läuft der Haushalt und unser kleiner, privater Bauerngarten. Alles ist irgendwie machbar oder fällt auch manchmal unter den Tisch, jedenfalls zeitweise. Bügeln wird schon lange überbewertet. Ehrlich.  

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