Heute hatten wir einen Termin mit unserer Tierarztpraxis. Die jährliche BHV1 Untersuchung stand an. Da wir natürlich nicht wie viele Haustierbesitzer mit unseren Rindern zur Praxis kommen können ( zu Fuß ist die Bramscher Praxis für uns einfach nicht erreichbar und 72 Rinder plus Fahrer im Kombi - das ist einfach zu eng ;-D ), kamen die Ärzte zu uns.
Um 9.00 Uhr ging`s los: Kurze Besprechung, nebenbei zogen sich die Tierärztin Lina und die derzeitige Praktikantin der Tierarztpraxis, Sarah, Stahlkappenstiefel, Overalls und Handschuhe an. Unsere Fleckis sind das Fangen und Anbinden nicht gewöhnt und es hätte für unsere Tiere großen Stress bedeutet, deshalb bekamen sie eine kleine Narkose. Mit einer langen Spritze, von der nur wenige ml Betäubungsmittel je Tier abgegeben werden, legte Lina nacheinander alle Rinder in einen leichten Schlaf. Die Tiere waren entspannt (beim Menschen vielleicht vergleichbar mit der "Scheißegaltablette" vor OPs) und für die Probennehmer und Helfer reduzierte sich das Unfallrisiko, denn durch einen Tritt kann auch ein junges Rind mit einem Gewicht von z.B. 130kg dem Getretenen große Schmerzen bereiten.Was passiert erst, wenn ein ausgewachsenes Tier unter Stress in Panik gerät?
Die Untersuchung muss jährlich auf Anweisung des Veterinäramtes durchgeführt werden. BHV1 (Bovines Herpesvirus 1) ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die bei Rindern häufig Atemwegserkrankungen und seltener genitale Infektionen hervorruft. Die Tiere leiden sehr und können an der Erkrankung verenden. Viele Teile Europas gelten ebenso wie größtenteils Deutschland als BHV1 frei und um eine evtl. Neuinfektion schneller zu erkennen, gibt es die Blutuntersuchungen. In Milchviehbetrieben kann die Untersuchung gegebenenfalls auch über eine Sammelmilchprobe erfolgen. Da wir keine Kühe besitzen, sondern nur Mastrinder (den Unterschied zwischen Kuh und Rind erkläre ich ein anders Mal...) kommen für uns nur Blutproben in Frage.
Lina hatte morgens in der Praxis schon mal den Termin vorbereitet und den Untersuchungsauftrag ausgedruckt. Auf dem für unseren Betrieb vierseitigem Schreiben standen alle wichtigen Daten wie unser Name, unsere Adresse und Betriebsnummer usw., außerdem konnte man das Gleiche für die zuständige Tierarztpraxis aus Bramsche finden. Jedes Tier hat eine eigene Spalte für sich, in der das Alter, das Geschlecht, das Geburtsdatum, die Rasse und die Ohrmarkennummer stehen. Auf jedem Proberöhrchen befand sich ein Strichcode und eine Nummer in zweifacher Ausfertigung. Ein Teil bleibt auf dem Röhrchen, ein Abschnitt wird in die zum Tier passende Reihe geklebt. Die Ohrmarkennummer bleibt neben dem Aufkleber sichtbar, so kann hinterher jede Probe dem passenden Rind zugeordnet werden. Wie man auf dem Bild erkennen kann, war das Probennehmen schon anstrengend. Um das Blut zu gewinnen, wird der Schwanz etwas überstreckt. Dann kann aus der Schwanzwurzel das Blut entnommen werden.
Manche Tiere wurden nicht so müde, wie wir es gerne gehabt hätten und Lothar musste doch noch hier und da eine Dame festhalten, bei anderen läuft das Blut nicht so... es gibt immer wieder große Ähnlichkeiten zum Menschen.
Schlußendlich waren nach 2,5 Stunden alle Tiere beprobt und wurden Stall für Stall wieder wach.
Lina und Sarah schicken alle Proben samt der Begleitpapiere zu einem festgelegten Labor. Wir bekommen in einigen Tagen das Ergebnis der Bestandsuntersuchung schriftlich mitgeteilt, außerdem werden die Ergebnisse dem zuständigem Veterinäramt und unseren Tierärzten übermittelt. Die Kosten für die Untersuchung übernimmt zu einem großen Teil die Tierseuchenkasse, die Betäubung inkl. Medikament zahlen wir komplett selber.
Und nächstes Jahr im April starten wir wieder von vorne, vorrausgesetzt alle Blutproben von dieser Untersuchung sind negativ, also es wird kein Erreger gefunden. Darauf hoffen wir!
Kleiner Nachtrag: Heute, 10 Tage nach der Blutprobenentnahme kam das Ergebnis. Alle Rinder sind gesund!
Das ist wohl das Schönste, was man einem Tierhalter mitteilen kann.